Rheinauen: Caesar und Gebhart fordern nachhaltige Bewirtschaftung statt Prozessschutz

26. April 2017

Die Bundestagsabgeordneten Cajus Caesar und Dr. Thomas Gebhart kritisieren massiv die rheinland-pfälzische Landesregierung für ihre Pläne, die Auwälder entlang des Rheins sich selbst zu überlassen. Vorgesehen ist, rund 940 Hektar Staatswald entlang des Rheindeichs aus der forstwirtschaftlichen Nutzung zu nehmen.


Ebenso fordert der Landtagsabgeordnete Martin Brandl die Landesregierung Rheinland-Pfalz auf, ihre Pläne für den Auwald zu ändern: „Die Pläne sind aus unserer Sicht unausgegoren und machen wenig Sinn. Wir haben heute eine hohe Artenvielfalt in den Rheinauen, auch weil der Mensch in der Vergangenheit pflegend und schützend eingegriffen hat.“ „Vermutlich wird die Zahl der Bäume in den Rheinauen zurückgehen. Wenn der Wald komplett sich selbst überlassen wird, werden wir Vielfalt in diesen Gebieten verlieren. Typische Baumarten der Auwälder, wie z.B. Pappeln oder Eichen, werden dort langfristig nicht mehr zu finden sein“, wie Cajus Caesar schilderte. Caesar ist Mitglied im Haushaltsausschuss des Bundestages und Hauptberichterstatter der CDU/CSU Bundestagsfraktion für Ernährung und Landwirtschaft. Der ehemals langjährige forstpolitische Sprecher der Unionsfraktion stellte klar: „Dieser Auwald ist für eine Prozessschutzfläche eher ungeeignet“, so Caesar.

Für massive Kritik sorgt, dass das Land das Vorhaben beschlossen hat, ohne die Betroffenen vor Ort einzubinden. Der südpfälzische Abgeordnete Gebhart und sein Landtagskollege Brandl haben kein Verständnis für das Vorgehen der Landesregierung angesichts vieler langfristig ungeklärter Fragen: „Dies ist eine unmögliche Vorgehensweise. Wir hätten vom Land erwartet, dass man mit den Betroffenen vor Ort das Vorhaben wenigstens bespricht, bevor solche weitreichenden Maßnahmen beschlossen werden.“

Kritisiert wurde insbesondere der so genannte Prozessschutz, was bedeutet, ‚vom Menschen weitegehend unberührt‘. „Was heißt das aber zum Beispiel für die Schnakenbekämpfung? Wird sie auf lange Sicht, über die vorgesehene Übergangszeit hinaus, überhaupt noch möglich sein?“ merken Gebhart und Brandl an. Ebenso wie die beiden Abgeordneten vertritt Landrat Dr. Fritz Brechtel hier die klare Auffassung, dass die Schnakenbekämpfung auf jeden Fall erforderlich ist. Es stelle sich auch die Frage, was mit den Wegen im Wald passiere: „Wie kommen die Angler zu Ihren Ständen? Wie kommen die Jäger in den Wald? Was bedeutet das für Fußgänger? Wie können die Wege aufrechterhalten werden, die für den Hochwasserschutz benötigt werden, wenn der komplette Wald langfristig in eine Prozessschutzfläche übergeht? Insbesondere für die Zeit nach der Übergangsfrist von 30 Jahren sind diese Punkte total ungeklärt. Macht es aber Sinn, einen aufwendigen Prozess zu starten, wenn über die Zielsetzung kein Einvernehmen besteht?“

Thomas Gebhart, Mitglied im Umweltausschuss des Bundestages, verweist zudem auf die Folgen eines forstwirtschaftlichen Nutzungsverzichts der Auwälder: „Ein weiterer Nutzungsverzicht in Deutschland hat zur Folge, dass an anderen Stellen der Erde mehr Holz eingeschlagen würde. Immer weitere Nutzungsverzichte von Wäldern hierzulande sind klimapolitisch kontraproduktiv. Stattdessen sollten die Auwälder weiter bewirtschaftet werden, wo der Rohstoff Holz umweltfreundlich und nachhaltig erzeugt wird.“

Zu einer Veranstaltung mit Cajus Caesar und Thomas Gebhart kamen am Samstag rund 50 Interessierte nach Neupotz, um sich über das Thema „Lebensraum Rheinauen“ zu informieren. Bei einer Exkursion in den Auwald wurden die Pläne der Landesregierung erläutert.