Zukunft der hausärztlichen Versorgung laut Landesregierung nicht absehbar

29. Oktober 2015
 
Im Kreis Germersheim bestehe bei den meisten ärztlichen Fachgruppen eine sehr gute Versorgung, sagt die Landesregierung auf eine Kleine Anfrage des Landtagsabgeordneten Martin Brandl (CDU). Bei den Hausärzten liege der Versorgungsgrad im „Mittelbereich Germersheim“ (nördlicher Teil des Landkreises Germersheim) bei 97,6 %, im „Mittelbereich Kandel-Wörth“ (dem südlichen Teil des Kreises) bei 114,92 %. Wie es in fünf Jahren aussieht, ist ungewiss: Die Kassenärztliche Vereinigung könne keine Prognose zur Entwicklung der Bevölkerungszahl oder der Zahl neuer Hausärzte abgeben, daher sei eine Einschätzung der Entwicklung der Versorgungsgrade in den nächsten fünf Jahren nicht möglich, so die Landesregierung weiter.
 
Gleichzeitig ist klar: Nach Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung Rheinland-Pfalz erreichen in den nächsten fünf Jahren 58 % der Hausärztinnen und Hausärzte im Kreis Germersheim das mittlere Austrittsalter von 62 Jahren. 
 
„Noch ist die Versorgungslage gut, aber wie es in wenigen Jahren in unserer ländlichen Region aussieht, ist ungewiss“, sagt Brandl, „besonders rosig sieht die Situation nicht aus.“ Lediglich gut ein Viertel der im Kreis Germersheim zugelassenen Hausärzte sei 50 Jahre oder jünger. Diese Altersstruktur stimme mit Blick auf die Zukunft bedenklich.
 
Bei den Fachärzten sehe die Situation im Kreis größtenteils gut aus, so die Landesregierung. Lediglich bei den Hals-Nasen-Ohren-Ärzten liege der Versorgungsgrad mit 55,34 % deutlich unter 100 %. Bei Fachärzten würde allerdings per Definition erst bei einem Versorgungsgrad unter 50 % von einer Unterversorgung gesprochen. Obwohl bei den Hals-Nasen-Ohren-Ärzten – laut Auslegung der Landesregierung - keine Hinweise auf Unterversorgung vorlägen, habe sie diese Fachgruppe in ihr Förderprogramm aufgenommen. HNO-Ärztinnen und –Ärzte, die im Kreis Germersheim tätig werden wollten, könnten demnach eine Zuwendung des Landes von bis zu 15.000 Euro erhalten. 
 
„Es ist ganz offensichtlich, dass im Kreis Germersheim HNO-Ärzte fehlen, wenn nur die Hälfte der benötigten Zahl von Ärzten praktiziert“, sagt Brandl. Schöndefinieren verbessere an der Situation nichts. 
 
Martin Brandl lädt, zusammen mit seinem Mit-Organisator und Wörther Bürgermeisterkandidaten Christoph Gröger, herzlich zu einer Informations- und Diskussionsveranstaltung ein: „Kein Nächster, bitte? Aussichten bei der medizinischen Versorgung“ findet am Dienstag, dem 10. November, um 19 Uhr im Alten Spritzenhaus an der Dammschule statt. Als Referentin konnte die Vorsitzende des Vorstands der Kassenärztlichen Vereinigung Rheinland-Pfalz, Frau Dr. Sigrid Ultes-Kaiser, gewonnen werden. Brandl freut sich mit Frau Ultes-Kaiser eine kompetente Ansprechpartnerin gewonnen zu haben, die auch auf die offenen Fragen zur Ärzteversorgung im Kreis entsprechende Antworten geben kann. Ebenfalls dabei: Dr. Christof Heun-Letsch, Internist in einer Ludwigshafener Gemeinschaftspraxis, die „Medizin plus“ bietet. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen.